Was man vom Einsatz von Batteriespeichern erwarten kann

Erneuerbare Energien setzen sich in Europa immer mehr durch. Dies gilt insbesondere für Italien, das sich für eine Senkung der Emissionen stark macht und das kurz vor einem Ausstieg aus der Kohleverstromung steht.

Auch wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien ebenso notwendig wie wünschenswert ist, bringt er doch einige Probleme mit sich. So besteht etwa das Risiko einer unzureichenden oder unterbrochenen Stromversorgung aufgrund einer erheblichen Verringerung der verfügbaren planbaren Leistung.

Speichersysteme, insbesondere Batteriespeicher, bieten sich hier als ideale Lösungen an. Dank ihrer technischen Eigenschaften sind sie neben der langjährig bewährten Nutzung von Pumpspeicherkraftwerken die wichtigsten technischen Instrumente: Übertragungsnetzbetreiber, Verteilungsnetzbetreiber, Energieerzeuger und Investmentfonds intensivieren derzeit ihre Aktivitäten im Bereich der Investitionsbewertung in diesem Markt, der in den kommenden Monaten voraussichtlich einen Boom erleben wird.

Für den Batteriemarkt wird weltweit ein exponentielles Wachstum der elektrochemischen Speicherkapazität auf über 1.200 GW in den nächsten 20 Jahren vorausgesagt. Allein in Europa und Großbritannien werden im Jahr 2023 voraussichtlich Batteriespeicher mit einer Gesamtleistung von etwa 5 GW installiert sein.

Vor diesem Hintergrund ist die künftige Regulierung auf nationaler und internationaler Ebene von grundlegender Bedeutung, auch angesichts des für die nächsten Jahre erwarteten weiteren Rückgangs der Preise für Batteriemodule um jährlich 6 bis 7 Prozent.

Disziplinübergreifende Multi-Client-Studie: Analyse aus unterschiedlichen Blickwinkeln

So entstand die Idee den Markt mit einem interdisziplinären Team zu bearbeiten, das sich mit allen für Batteriespeicher relevanten Aspekten befasst: vom Markt bis zur Regulierung und Zulassung/Genehmigung in Verbindung mit der Entwicklung von Geschäftsmodellen mit den geeigneten technischen Konfigurationen. Möglich wurde dieses Vorhaben durch die Nutzung starker Synergien innerhalb der Fichtner-Gruppe, insbesondere des Know-hows im Stammhaus in Stuttgart und der gruppenweiten Erfahrung aus Batteriespeicherprojekten mit einer Gesamtleistung von mehr als 800 MW. Auch zwei Expertenunternehmen leisteten einen Beitrag: Storage Solution Provider, ein in Italien ansässiger Dienstleister für Batteriespeicherlösungen, und Legance, eine auch in Bezug auf Genehmigungsfragen sehr leistungsfähige Anwaltskanzlei.

Die Fähigkeit ein breites Untersuchungsspektrum abzudecken war die entscheidende Voraussetzung für die Erstellung einer Multi-Client-Studie, die das Interesse von acht der wichtigsten Akteure auf dem italienischen Markt geweckt hat. Sie sind unter dem Dach des wichtigsten Verbands der italienischen Stromwirtschaft zusammengeschlossen: „Elettricità Futura“ vertritt insgesamt etwa 700 Unternehmen, darunter Hersteller, Händler, Großhändler und Dienstleister in der Energiebranche. Allen Mitwirkenden wurde eine Zusammenfassung der Studie zur Verfügung gestellt.

Als besonders nützlich für die Analyse erwiesen sich in den Diskussionen im Rahmen der Workshops vor allem die unterschiedlichen Blickwinkel der Akteure. So wurden der Wissensaustausch und die Einigung auf bestimmte Annahmen zu charakteristischen Elementen der Studie selbst.

In welchem Kontext steht die Batteriespeicherung in Italien und welche Dienstleistungen werden erwartet?

Ein sehr wirkungsvoller Faktor in Italien ist das neue „Fast Reserve“-Konzept des italienischen Übertragungsnetzbetreibers Terna. Es ähnelt dem bereits in Großbritannien existierenden Konzept und sieht eine Frequenzregelung innerhalb von weniger als einer Sekunde vor. Die endgültige Regelung wird für März/April 2020 erwartet; Auktionen werden im Verlauf des Sommers folgen. Unserer Überzeugung nach wird dies Investoren erhebliche Chancen für die Abgabe von Geboten auf dem italienischen Markt eröffnen. Ein Grund dafür ist, dass der Fast Reserve-Dienst nach dem vorläufigen Text des Regelwerks nur für 1.000 Stunden erforderlich sein wird, sodass in allen verbleibenden Stunden die Möglichkeit besteht, mit der Erbringung weiterer Netzdienste „Revenue Stacking“ zu betreiben und so die Erlöse aus dem Speicherbetrieb zu erhöhen. Hier sind beispielsweise Dienstleistungen hinter dem Stromzähler zu nennen, wie z. B. Zeitverschiebung und Verringerung der Abregelung von EE-Anlagen. Doch es wurden auch andere vermarktungsfähige Netzdienste untersucht, wie z. B. die Bereitstellung von Primär- und Sekundärregelleistung. Das potenzielle Angebot an Netzdiensten mit Batteriespeichern ist durchaus vielfältig. Diese Option wird umso wirksamer, je weiter die Batteriepreise sinken und sich die Regulierung nicht nur in Bezug auf die Marktregeln entwickelt, sondern auch hinsichtlich spezifischer Bestimmungen, die ein gut geregeltes Genehmigungs- und Zulassungsverfahren ermöglichen.

Potenzielles Angebot an Batterie-Diensten

Wie sehen die bisherigen Ergebnisse aus?

Die Kunst bei dieser Art von Studie besteht darin, die richtigen Annahmen zu definieren, insbesondere in Bezug auf Marktdaten und Preisgestaltung. In dieser Hinsicht war der Erfahrungsaustausch innerhalb des gesamten Teams von grundlegender Bedeutung. Durch ein Benchmarking der im Batteriesektor führenden Länder wurde gezeigt, dass die Netzdienste in Zusammenhang mit der Frequenzregelung am stärksten reguliert und am besten zugänglich waren. Leistungen zur Spannungshaltung und zum Versorgungswiederaufbau (Schwarzstartfähigkeit) befanden sich derweil nachweislich noch in einer frühen Anwendungsphase.

Mit den getroffenen Annahmen zeigten die Ergebnisse der wirtschaftlichen Betrachtung, dass eine angemessene Rendite nur durch Einführung der Fast Reserve als Basisdienst und in Kombination mit weiteren Dienstleistungen erreicht werden kann, oder zumindest mit einer längeren als die aktuell von Terna auf drei bis vier Jahre festgelegte Vertragslaufzeit.

Mittelfristig sind die primäre und die sekundäre Frequenzregelung sicherlich am aussichtsreichsten, doch befindet sich in Italien das entsprechende Regelwerk noch in der Entwicklungsphase. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Studie ist, dass im Sinne einer korrekten Bewertung der Chancen zur Förderung eines möglichst breiten Investoreninteresses grundlegende Regeln für mittelfristige Szenarien zur Verfügung stehen müssen.

Die Studie vermittelt einen sofortigen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten. Da sich das Thema Batteriespeicher jedoch dynamisch entwickelt, wird eine ständige Aktualisierung erforderlich sein. Ein weiteres Demonstrationsprojekt zum Thema Batteriespeicher wird in den kommenden Monaten auf den Weg gebracht und weitere Möglichkeiten und Investitionen eröffnen.

Sind die Investoren bereit für das Batteriespeichergeschäft?

Die von Terna vorgesehene Fast-Reserve-Netzdienstleistung bewirkte eine Konzentration auf Batteriespeicher – ein relevanter Faktor für die beschleunigte Entwicklung in diesem Segment, in dem viele verschiedene Beteiligte nebeneinander bestehen. Nicht nur Akteure im Bereich der erneuerbaren Energien sind ein potenzielles Ziel für Investitionen im Bereich Batteriespeicher; auch Versorgungsunternehmen und Verteilungsnetzbetreiber könnten von den Vorteilen einer eigenständigen Nutzung von Batteriespeichern und von Arbitragegeschäften profitieren. Und schließlich sind Investmentfonds sichere Schlüsselinvestoren, sowohl aufgrund der bei Wind- und PV-Anlagen gewonnenen Erfahrung als auch wegen der Möglichkeit, die Kompetenz und Ansätze aus Regionen mit einem bereits begonnenen Wettbewerb im Batteriespeicherbereich, wie Deutschland und Großbritannien, aber auch die USA, Australien und Kanada, in einen neuen Markt wie den italienischen einzubringen,.

In Italien zeichnen sich bereits jetzt sehr interessante Erfahrungen im Speicherbereich ab, und es werden noch viel mehr Erfahrungen im Bereich der Batterieanwendung erwartet. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

März 2020

Fichtner-Mitarbeiter Massimo Andreoni

Massimo Andreoni

Leiter Management Consulting bei Fichtner Italia s.r.l

Categories: Energie, ProjekteSchlagwörter: ,

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