Das Solar-PV-Projekt Al Dhafra, VAE
Auf Sonnenenergie setzen
Die Vereinigten Arabischen Emirate besitzen die siebtgrößten Ölvorkommen der Welt und jetzt auch einige der größten Solarprojekte weltweit. Diese arabische Form der Energiewende ist auf den ersten Blick paradox, auf den zweiten jedoch schlau, vorausdenkend und wirtschaftlich hocheffektiv. Das Projekt Al Dhafra, das 2019 startete, wird ausreichend Strom erzeugen, um rund 160.000 Haushalte zu versorgen. Eine Erfolgsgeschichte, an der Fichtner einen wesentlichen Anteil hat.
Der Solarpark Al Dhafra befindet sich etwa 30 Kilometer südlich von Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinten Arabischen Emirate. Mitten in der Wüste entstand dort in den letzten drei Jahren eines der größten Photovoltaik (PV)-Kraftwerke der Welt – bei durchschnittlich 360 Sonnentagen im Jahr eine ebenso nachhaltige wie zuverlässige Energiequelle.
Ein ehrgeiziger Plan wird zum Leben erweckt
Auf einer Fläche von über 20 Quadratkilometern, was etwa 3.000 Fußballfeldern entspricht, wurden fast vier Millionen PV-Module installiert. Die jetzt fertiggestellte 2-GWp-PV-Anlage ist damit das größte PV-Kraftwerk der Welt, das an einem einzigen Standort errichtet wurde. Und seine Leistung erzeugt die Energie, um den Jahresbedarf von 160.000 Haushalten in Abu Dhabi zu decken.
Al Dhafra in Zahlen
4 Millionen PV-Module
33.000 Sonnennachführungssysteme
8.000 Wechselrichter
2,1 GWp DC-Leistung
1,5 GW AC-Kapazität
4.700 GWh Jahresproduktion
21,18 km² bebaute Fläche
Ca. 1 Milliarde US-Dollar Investitionsvolumen
Eine Zahl, die mir als Projektleiter besonders gefällt:
Über 11 Millionen sichere Arbeitsstunden ohne Unfälle mit Ausfallzeiten (lost time injuries – LTI) während der gesamten Bauzeit
Fichtner vor Ort
Als Technischer Berater entwickelte Fichtner zunächst das PV-Anlagenkonzept und unterstützte das Versorgungsunternehmen Emirates Water and Electricity Company (EWEC) bei der Ausschreibung des nach dem Build-, Own- and Operate-(BOO)-Modell entwickelten Projekts. Im Anschluss wurden wir vom ausführenden Konsortium mit allen Owner’s-Engineering-Aufgaben der Bauphase, bis zum Ende des Gewährleistungszeitraums, beauftragt.
Technische Daten
Fichtner-Leistungen
Projekt der Gegensätze
Wer die Welt kennt, kennt die verbindenden Elemente aller Menschen, aber auch die Gegensätze. Das Al Dhafra-Projekt war auch deshalb spannend: Ein Projekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einer multinationalen Eigentümerschaft und viele internationale sowie lokale Auftragnehmer bedeutete, dass es angesichts dieser Vielfalt auf der Baustelle an herausfordernden Gegensätzen nicht mangelte. Aber in diesem Fall hat es gut funktioniert.
Vielfalt als Erfolgsfaktor
Erfolg hat viele Väter und Mütter, aber auf den vielleicht größten Erfolgsfaktor können wir bei Fichtner besonders stolz sein: Aus einer interdisziplinär zusammengestellten, internationalen und interkulturellen Gruppe mit ca. 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dauerhaft vor Ort wurde ein eingeschworenes Team, das alle Aufgaben und Herausforderungen meisterte. Das gemeinsame Mindset vereinte alle Unterschiede und die Lerneffekte wurden über die Zeit so groß, wie die gegenseitige Unterstützung.
Mein Fazit
Es handelt sich hier um ein Projekt der Superlative. Zahlen zeigen das oft am besten: 1.000-1.500 Menschen arbeiteten täglich auf der Baustelle, in den Spitzenzeiten auch weit mehr. Die Gesamtlänge der vor Ort verlegten DC-Kabel beträgt ca. 6.000 km, das entspricht in etwa der 1,25-fachen Luftlinie zwischen Stuttgart und Abu Dhabi – oder von Grönland nach Kuba. Der Superlativ, der sich aber nicht in Zahlen messen lässt, ist: Inmitten der Wüste haben Menschen aus allen Kontinenten und Kulturen etwas Nachhaltiges geschaffen. Für unseren Planeten und damit für die ganze Welt. Eine besondere Erfolgsgeschichte und wir waren ein Teil davon.
Dezember 2023
Alessandro Ciattaglia
Senior Project Manager
im Geschäftsbereich Erneuerbare Energien, Smart Energies & Umwelt