Kommunale Infrastrukturprojekte in Georgien
Der Weg zur nachhaltigen Wasserversorgung
Georgien ist für Touristen längst kein Geheimtipp mehr. Spektakuläre Naturlandschaften, uralte Geschichte, toller Wein, berühmte georgische Küche, äußerst gastfreundliche und kreative Menschen – das alles führt dazu, dass sich immer mehr Wanderer und Reisende aus aller Welt für dieses Land im Kaukasus als Urlaubsziel entscheiden. Doch es gibt auch Aspekte, die den Tourismus, aber vor allem auch den Umweltschutz und die Lebensqualität der Bevölkerung, beeinträchtigen, nämlich die in die Jahre gekommene und zum Teil fehlende kommunale Infrastruktur im Bereich Wasserversorgung und Abwasserbehandlung.
Wir haben uns 2022 auf den Weg gemacht, diese Herausforderungen anzupacken und begleiten die staatlichen Wasserbetriebe United Water Supply Company of Georgia (UWSCG) bei Investitions- und Modernisierungsmaßnahmen in vier georgischen Städten. Die entsprechende Finanzierung wird vom BMZ durch die KfW sowie aus eigenen Mitteln des georgischen Staatshaushalts bereitgestellt.
Georgien und die kommunale Infrastruktur
Georgien liegt zwischen Vorderasien und Europa und wird manchmal auch „Balkon Europas“ genannt. Steht man auf diesem Balkon, sieht man grandiose Landschaften zwischen Schwarzmeerküsten und 5.000 m hohen Bergen des Kaukasus. Seit 1991 ist das Land unabhängig und strebt den Eintritt in die EU an. Im Infrastrukturbereich stammt vieles aber noch aus der Zeit der Sowjetunion. Vor Ort sieht man meistens veraltete Anlagen und in die Jahre gekommene Technik, häufig betrieben mit einfachsten Reparaturmaßnahmen. Es gibt einen erheblichen Optimierungs- und Investitionsbedarf, um die Versorgung der Bevölkerung in der Zukunft sicher zu stellen.
Weg von alten Standards hin zu einer neuen Praxis
Die ehemaligen sowjetischen Vorschriften und Standards sind alt, aber gehören zur täglich erlebbaren Realität. Diese abzulegen ist ein längerer Prozess. Wasser galt bis vor Kurzem als Allgemeingut, also als frei und damit kostenlos oder zumindest sehr günstig. Derzeit wird viel in neue Infrastrukturen investiert, um dem Investitionsrückstau zu begegnen. Die Aufgabe für Fichtner ist damit neben der technischen Umsetzung moderner Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssysteme auch, die Menschen auf dieser Reise mitzunehmen und vom Wert einer guten Wasserinfrastruktur zu überzeugen.
Umfassende Pläne zur Verbesserung der Infrastruktur
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur in den Projektstädten Baghdati, Vani und Samtredia in der Region Imeretien identifiziert. Die Beratungsleistungen Fichtners umfassen die Planung der Maßnahmen, Ausschreibungen, Bauüberwachung und die Unterstützung während der Gewährleistungsfrist, sowie Inbetriebnahme und die Personalschulung in den Bereichen Wasserversorgung, Regenwasser und Abwasser. Dies mit dem Ziel der Verbesserung der kommunalen Dienste für die Bevölkerung und somit auch einer Stärkung des regionalen Tourismussektors. Spezielles Augenmerk liegt auf den Aspekten Umweltschutz, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Wirksamkeit und Effizienz.
Technische Daten
Vielfältige Begleitmaßnahmen
Parallel zu den technischen Aufgaben wurde die Ausgangssituation des Kunden und zukünftigen Betreibers der neuen Infrastruktur untersucht, um die notwendigen Begleitmaßnahmen zu definieren. UWSCG ist ein zu 100 % staatliches Unternehmen und ist für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in weiten Teilen des Landes und damit auch in der Region Imeretien zuständig. Die Begleitmaßnahmen sind vielfältig, sie sollten u.a. ermöglichen, nicht-technische Wasserverluste, wie z.B. fehlerhafte oder gänzlich fehlende Ablesung, aber auch Wasserdiebstahl, zu reduzieren. Darüber hinaus sollen mit diesen Maßnahmen organisationsinterne Prozesse optimiert, Vertrieb, Kundenbetreuung und IT-Systeme verbessert, die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert sowie die UWSCG-Leitung und das Personal in weiteren technischen und kaufmännischen Aspekten unterstützt werden. Die Begleitmaßnahmen sind außer in Imeretien auch für den Landkreis Kazbegi in der Region Mzcheta-Mtianeti, vorgesehen.
Start 2022, Fertigstellung voraussichtlich 2029
Der Projektumfang ist zwar äußerst komplex, liegt jedoch genau innerhalb unseres Kernleistungsspektrums. Er umfasst unterschiedliche Disziplinen, erfordert die Einbindung umfangreichen fachlichen Know-hows, braucht ein besonderes beraterisches Feingefühl, hat von Beginn an einen ambitionierten Zeitplan und darüber hinaus muss über Kultur und Sprache hinweg ein Team geformt und gemanagt werden. Das heißt zugleich, dass Fichtner seine besonderen Stärken des interdisziplinären und interkulturellen Arbeitens einbringen kann. Vor Ort setzen wir dafür in Georgien ein großes Team aus über 60 lokalen und internationalen Experten ein.
Moderne Technologie im Einsatz
Als Basis für die Erstellung der Ausführungsplanungen musste kurzfristig eine großflächige Vermessung erstellt werden. Mit Hilfe von insgesamt vier Starrflügeldrohnen wurde innerhalb von 3 Wochen ein Gebiet von rund 80 km² beflogen und ersparte so eine zeitaufwändige terrestrische Vermessung.
FMC und FWT im Einsatz
Obwohl das Projekt noch in einer frühen Phase ist, wird deutlich, wie wichtig das interdisziplinäre Zusammenspiel ist – in unserem Fall zwischen der Fichtner Water & Transportation (FWT) und der Fichtner Management Consulting (FMC). Während sich die FMC mit ihrem Schwerpunkt Management- und Ökonomieberatung um die Begleitmaßnahmen kümmert, liegt das Hauptaugenmerk der FWT auf der Planung und Überwachung der umzusetzenden technischen Lösungen. Als Ingenieurgesellschaft für Infrastrukturprojekte sorgt die FWT nicht nur für den reibungslosen Ablauf des gesamten Projekts, sondern berücksichtigt dabei sowohl die ökologischen und sozialen Aspekte als auch Fragen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes.
Juli 2023
Dr. Maria Klawitter
Manager im Bereich Strategie und Ökonomie
bei Fichtner Management Consulting AG
Jan von Vogt
Regional Director im Bereich Siedlungswasserwirtschaft/Abfall
bei Fichtner Water & Transportation GmbH