FICHTNER Forum HYDROGEN 2020

Wofür werden wir Wasserstoff in der Zukunft nutzen?

Warum veranstalten wir das FICHTNER Forum HYDROGEN? Da wir seit 30 Jahren im Bereich Wasserstoff aktiv sind, verfügen wir über ein großes Netzwerk und glauben, dass wir damit und mit unserer Marktkenntnis einen Beitrag zur Entwicklung des Wasserstoffsektors leisten können.

In vielen Kundengesprächen haben wir festgestellt, dass unsere Gesprächspartner an einem umfassenden Blick auf das Thema Wasserstoff interessiert sind: Einerseits sind die Ansichten von Akteuren aus anderen Bereichen der Wirtschaft von großem Interesse, andererseits sind viele Entscheidungsträger auf der Suche nach einem umfassenden Blick auf Wasserstoff-Wertschöpfungsketten und die Zukunftschancen der Industrie. Entwickler von Power-to-Gas-Projekten beispielsweise möchten ihre potenziellen Kunden besser verstehen. Hersteller von Brennstoffzellenfahrzeugen benötigen Wissen über zu erwartende Wasserstoffkosten, um die Attraktivität ihrer Produkte besser einschätzen zu können. Und Politiker brauchen ein Verständnis, wie die unterschiedlichsten Teile der Wasserstoffwirtschaft interagieren. Daher war das Thema der Veranstaltung für uns klar: „Hydrogen value chains – from production to applications“.

Uns war es wichtig, die Reise für unsere über 100 Teilnehmer aus 14 Ländern durch die Wasserstoff-Wertschöpfungskette vom Ende zu starten: Welche Anwendungen für Wasserstoff gibt es und welche sind zu erwarten? Der Blickwinkel auf Wasserstoff von der Anwendung her ergibt sich aus unserer Erfahrung in der Beratung: Wasserstoff ist nicht günstig oder einfach verfügbar. Er wird unter Einsatz anderer Energieträger wie Erdgas und Strom produziert. Daher ist es zunächst von zentraler Bedeutung, sinnvolle Anwendungen für Wasserstoff zu finden – egal, ob man ein Projekt entwickelt oder eine nationale Wasserstoffstrategie. Diese Erfahrung aus der Beratung wollten wir auch den Teilnehmern des Forums vermitteln. Daher sprachen im ersten Teil Experten von thyssenkrupp Steel, Shell, Open Grid Europe und NEL über die zwei Arten der Anwendung von Wasserstoff:

Wasserstoff in bestehenden Anwendungen

In der aktuellen Diskussion über Wasserstoff wird manchmal der Eindruck vermittelt, dass die Herstellung und Nutzung von Wasserstoff etwas Neues seien. Die Realität ist jedoch, dass heute bereits 70 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr weltweit produziert werden. Damit ist die Wasserstofferzeugung bereits heute eine Multi-Milliarden-Dollar-Industrie. Die größten Abnehmer sind dabei die Raffinerie- und Düngemittelindustrie.

Da die Produktion weitgehend auf Basis fossiler Rohstoffe (v.a. Erdgas) erfolgt, verursacht die Wasserstoffherstellung heute CO2-Emissionen in Höhe von ca. 830 Millionen Tonnen pro Jahr, was in etwa den gesamten CO2-Emissionen Deutschlands entspricht. Somit bietet die Dekarbonisierung der Wasserstoffherstellung für die Düngemittel- und Raffinerieindustrie einen wichtigen Ansatz zur Reduktion der Treibhausgasemissionen.

Wasserstoff in neuen Anwendungen

Um das Potential von Wasserstoff zu erkennen, ist es wichtig zu verstehen, in welcher Form Energie heute verbraucht wird: Der Endenergieverbrauch Europas besteht nur zu ca. 25% aus Elektrizität. Über 60% sind die direkte Nutzung chemischer Energie in Form von Erdgas, Kohle und Erdölprodukten in Industrie, Wärme und Mobilität. Und genau hier liegt das Potential von Wasserstoff: Er kann diese enorme Energiemenge CO2-arm ersetzen. Zu welchem Anteil dies in der Zukunft der Fall sein wird, ist ein intensiv diskutiertes Thema. Doch selbst ein geringer Anteil der enormen Energiemengen aus fossilen Energieträgern wäre ein enormes Marktvolumen.

Schema des Endenergieverbrauchs in Europa
Quelle: Fichtner-Berechnungen basierend auf Eurostat 2017

Ist es dieses Mal wirklich anders?

Immer wieder wurde Wasserstoff im Laufe der Jahrzehnte eine große Zukunft als Energieträger vorausgesagt und nie trat sie ein. Im Rahmen einer Veranstaltung wie dem FICHTNER Forum HYDROGEN muss daher eine Frage gestellt werden: Ist es dieses Mal anders? Aus unserer Sicht sprechen vier Gründe dafür, dass dies tatsächlich der Fall sein kann:

  1. Der Klimawandel ist heute keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine harte Realität, die viele Teile der Welt vor große Herausforderungen stellt.
  2. Das öffentliche Bewusstsein für den Klimawandel übt einen enormen Druck auf Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit aus.
  3. Erneuerbare Energien sind technologisch entwickelt und preislich attraktiv, in manchen Teilen der Welt sogar günstiger als fossile Energieträger.
  4. Kapital für nachhaltige Investitionen steht in großen Mengen zur Verfügung.

Die Kombination dieser vier Faktoren schafft Rahmenbedingungen, die nachhaltigen Technologien und vor allem Wasserstoff zum Erfolg verhelfen können. Daher gibt es eine gute Chance, dass es dieses Mal wirklich anders ist.

Fichtner Forum Hydrogen Panel Discussion; Dr. Jörg Dehmel, Dr. Gunnar Brandin, Dr. Markus Schöffel, Raymond Schmid
Dr. Jörg Dehmel, Dr. Gunnar Brandin, Dr. Markus Schöffel, Raymond Schmid

Hier finden Sie die Einblicke einiger unserer Referenten in die zukünftigen Anwendungen von Wasserstoff:

  • Markus Schöffel (Manager Sustainable Production), thyssenkrupp Steel: „The transformation of the steel industry towards hydrogen
  • Gunnar Brandin (Division Manager Technical Projects), Open Grid Europe: „Infrastructure of hydrogen transport“
  • Raymond Schmid (VP Sales & Marketing), NEL: „Hydrogen fuelling stations and green hydrogen production through electrolysis“
Fichtner-Mitarbeiter Matthias Schlegel

Matthias Schlegel

Fachbereichsleiter Wasserstoff

Kategorien: Energie, Unternehmen|Schlagwörter: , |

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