Klimaschutz Made in Afrika
Grüner Strom aus heißen Quellen
Wer bei „heißer natürlicher Energiequelle in Afrika“ auf die Sonne tippt, liegt in diesem Fall ganz schön daneben. Denn nicht alles Gute kommt von oben: Im Fall des Geothermie-Kraftwerks Olkaria I in Kenia kommt es sogar von sehr tief unter der Erde. Ergebnis eines vielseitigen und langfristigen Projekts – inklusive einer Premiere für Fichtner – wie Sie gleich lesen werden.
Das Potential der Erde nützen
Wenn von grünem Strom die Rede ist, kommen zuallererst Sonne und Wind als regenerative Energiequellen in den Sinn. Dabei schlummert unter der Erde ein riesiges, praktisch unerschöpfliches Energiepotenzial: heiße Quellen! Allein im ostafrikanischen Teil des Great Rift Valleys – dem Ostafrikanischen Grabenbruch der vermutlich in einigen Millionen Jahren einen Teil Afrikas vom Kontinent abspaltet – reichen die Quellen aus, um über 20.000 Megawatt elektrische Leistung zu installieren. Das ist mehr Strom, als Deutschlands Millionenstädte zusammen benötigen.
Geothermische Kraftwerke sollen dieses Potenzial anzapfen und heben. Mithilfe Fichtners großer Erfahrung diese zu bauen, wird genau das bereits umgesetzt.
Wir sitzen an der Quelle
Kurz nach dem Brunnenbau zog KenGen uns hinzu, damit wir die Anlagen planen und das Projekt begleiten. KenGen – Kenya Electricity Generating Company – ist die größte kenianische Stromerzeugungsgesellschaft. Ein Staatsunternehmen, das daran arbeitet, diese natürlichen Energiequellen Kenias Schritt für Schritt zu erschließen. Unter anderem mit dem Projekt Olkaria nahe der Stadt Naivasha. Im Geothermie-Feld Olkaria I ist 2022 das Kraftwerk „Olkaria I Additional Unit 6“ in Betrieb gegangen und liefert heute bis zu 83 MW elektrische Leistung.
Das Tor zur Hölle – und zum Spa
Olkaria, im ostafrikanischen Teil des Rift Valley gelegen, und knapp 100 km nordwestlich der Hauptstadt Nairobi, ist ein geothermaler Hotspot, der nicht nur zur Energieerzeugung genutzt wird. Die heißen Quellen im „Hells Gate Nationalpark“ sind so gut erschlossen, dass sie von Gästen zum ausgiebigen Spa genützt werden können. In Form schöner blauer Pools in grüner Landschaft, ist der Teufel außen vor, wobei die Hitze der Hölle spürbar ist und seit 2013 bestens nutzbar – zum entspannen und für Gesundheitsanwendungen. Die Mineralität ist dafür bekannt, z.B. bei Arthritis, wirksam zu helfen.
„Wir sind mit Geothermie-Kraftwerken vertraut, aber das ist eine Premiere: wir wirken erstmals bei einer Anlage mit, bei der die Geothermie-Felder sehr tief unter der Erde liegen.“
Es zeigt sich immer wieder: Jedes Projekt ist einzigartig. Und so vertraut wir mit Geothermie-Kraftwerken sind, eine Anlage, bei der die Geothermie-Felder so tief unter der Erde liegen, ist für Fichtner Neuland. Die geologischen Besonderheiten bedeuten im Übrigen nicht, dass wenig Energie an der Oberfläche ankommt, im Gegenteil. Das unterirdische Wasser steht unter hohem Druck und ist extrem heiß, entspannt sich beim Fördern und drückt durch zwölf Brunnenbohrungen, mit einer Tiefe von 3.000 m, am Standort stündlich über 500 t Dampf. Mit über 200 °C ist die Dampf-Temperatur ausreichend, um eine nachgeschaltete Dampfturbine mit Generator zu betreiben.
Fichtner ist in allen Projektphasen aktiv
Fichtner betreut das Projekt Olkaria I seit einigen Jahren und ist für den Kraftwerksteil tätig. Als Owner’s Engineer sind wir beauftragt, die Implementierung des neuen Kraftwerkblocks zu unterstützen. Das umfasst die Planung des Dampffelds und des Kraftwerks, Erstellen von Anfragen und Unterstützung bei der Auswertung von den Angeboten der EPC-Kontraktoren, die Begleitung von Vertragsverhandlungen und die Vergabe an zwei EPC-Kontraktoren, sowie die Bauüberwachung und Betreuung in der Gewährleistungszeit.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Heißinbetriebnahme, der Durchführung aller Leistungstests und des 30-tägigen Zuverlässigkeitslaufs, die erfolgreich bestanden wurden, fand am 27. Juli 2022 die offizielle Einweihungszeremonie des Kraftwerksbaus statt. Mit der Inbetriebnahme von Olkaria Unit 6 erhöht sich die gesamte geothermische Stromerzeugungskapazität Kenias auf 944 MW und rückt damit in Schlagdistanz zum 1-GW-Club. Kenia ist damit der größte Geothermie-Stromerzeuger Afrikas und der sechsgrößte weltweit.
„Wir sammeln bei dem Olkaria I-Kraftwerk Unit 6 Erfahrungen, die wir bei anderen Projekten wieder einbringen können. Bei der Erschließung großer regenerativer Quellen arbeiten wir für unsere Auftraggeber und zugleich auch für das Klima und die Menschheit.“
Eine Partnerschaft mit Zukunft
Nach der erfolgreichen Aufnahme des kommerziellen Betriebs setzt Fichtner die Betreuung bis Juni 2023 fort. Machbarkeitsstudien für weitere Blöcke in Olkaria werden derzeit von KenGen ausgeschrieben und wir streben natürlich an, auch in Zukunft an den geothermischen Projekten vor Ort beteiligt zu sein.
Juni 2023
Arndt-Jochen Mummert
Senior Projektleiter
im Geschäftsbereich Kraftwerke, Solarthermie, Entsalzung, Oil & Gas